Elli/12 - Retriever bei der Jagd neu

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Elli/12

Meine Hunde

2020:

Das machen bestimmt viele auch so: Auch wenn man weiß, dass der Bock liegt, aber eben halt noch 80/90 Schritt Todflucht gemacht hat, kommt der Hund zum Einsatz. Ist ja immer eine Superübungsmöglichkeit. Am 1. Mai war's gleich wieder so. Der alte abnorme Bock erhielt die Kugel an der Waldkante und sprang in den Wald ab. Schräg hinter der Leiter sah ich ihn im lichten Holz zusammenbrechen. Also zum Auto, Schweißriemen geholt. Und dann "Such verwund, Elli!" Zügig findet sie den Anschuss, nimmt die Fährte auf. Ich sehe den Schweiß. Elli arbeitet ruhig Richtung  Bock. Dann sind wir am Stück. Ich freue mich über Ellis Arbeit ... und über den Bock.


Es gibt Tage, da geht man ein bisschen zufriedener und glücklicher als sonst ins Bett. - Ich sitze im Juni auf der Leiter am Joostredder und warte auf den alten Gabler. Gegen 21 Uhr erscheint er auf den Rapsstoppeln, um sich gleich darauf nieder zu tun. Gegen 21.15 Uhr höre ich einen Schuss, ok, dann hat meine Erlaubnisscheininhaberin wohl Waidmannsheil. 15 Minuten später, ich habe das Gefühl gleich steht der Gabler auf, vibriert mein Telefon. "Hermann, ich brauche Hilfe." Also nix Gabler. Ab zu Pamela. Angekommen, kurze Einweisung. Der Bock stand mitten zwischen zwei parallel verlaufenden Knicks auf den Gerstenstoppeln. Er zeichnete deutlich (krummer Rücken) und zog langsam in den Knick vor der Schützin. Diese ging nach 10 Minuten links vom Knick, außerhalb des Windes, zur Stelle, wo der Bock sich eingeschoben hatte. Der sprang aus dem Wundbett und zog vermutlich rüber zum Parallelknick. "Ok," sage ich, "alles richtig gemacht. Ich hole Elli aus dem Auto." Zurück zum Auto, Elli rausgeholt,  Schweißriemen über die Schulter und zurück zum Wundbett. 30 Schritt vorher, -  Pamela erzählt die ganze Zeit und ich beruhige sie - will ich Elli den Schweißriemen anlegen. Wo ist Elli??? Ich pfeife. Nix. Ich pfeife noch mal. Plötzlich Laut, Standlaut! 250 m hinter uns im Knick. " War das Elli? Gibt sie Laut?" Ja. Tut sie. Ich pfeife erneut. Wieder Laut. Dann kommt sie. Ich rufe sie heran, es ist schon sehr dämmerig jetzt. Der Fang, der Kopf ist voll Schweiß. "Elli war am Bock. Der ist um dich rumgezogen, nicht rüber zum anderen Knick. - Los." Ich schicke Elli wieder, Standlaut. Dann sind wir da. Der Bock sitzt im Wundbett. Haupt noch hoch. Mitten in dornigen Schlehen. Das Licht ist nicht mehr gut. Also keine Experimente. Elli abgerufen und abgelegt. Fangschuß. Pamela ist glücklich und ich zufrieden und stolz. Welch ein Glück, so einen Hund führen zu dürfen.








Letzter Septembersonntag. Beim Frühstück klingelt das Telefon, Jagdfreund Jürgen ist dran. "Hab bei mir im Revier einen Bock beschossen, bin evtl. etwas weit hinten abgekommen. Bock ist in die Tannenbaumschonung von Gärtnerei A. Anschuss hab ich verbrochen. Können Elli und Du helfen?" Klar können wir. Das Frühstück wird etwas abgekürzt, aber passt schon.
Ich zeige Elli den Anschuss nicht, sondern lass sie am Riemen selbständig suchen. Korrekt verweist sie den Anschuss und zieht zügig in die Schonung. Jetzt wird's "haarig" ... Ich seh' Elli nur ab und an vor mir und habe sehr mit den engstehenden Nordmanntannen zu kämpfen. Aber am Zug des Riemens spüre ich, dass sie konzentriert einer Fährte folgt. Biegung nach nach rechts, weiter quer durch die Reihen ... Plötzlich lässt der Zug nach. Ich kämpfe mich durch die Äste. Ja, da liegt er und Elli freut sich, dass ich "auch endlich da bin".
Und Jürgen freut sich auch, als er - ebenfalls etwas außer Atem - bei uns ist.


 
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